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Folge 4

EWM Deployments und Produkthistorie (WM, Stock Room Management und EWM)

Herzlich willkommen beim Podcast für Logistik mit SAP von der All for One-Group. Stay tuned wenn es um Extended Warehouse Management, Transportation Management und SAP-Beratung geht.

Jan Hummel: Herzlich willkommen liebe Zuhörerinnen und Zuhörer vom Phoenix-See. Ich glaube das wird jetzt unsere Stammlocation. Bei mir ist mein Kollege Julian Bertram. Hallo Julian.

Julian Bertram: Moin Jan.

Jan Hummel: Mein Name ist Jan Hummel. Julian, zum Start habe ich eine Frage für dich. Was glaubst du, was war unsere Top-Folge bisher?

Julian Bertram: Unsere Top-Folge? Gute Frage. Ich würde aus dem Bauch heraus schätzen „Funktionsumfang“ oder „Was ist EWM?“ vielleicht?

Jan Hummel: „Was ist EWM?“ ist völlig richtig und als ich mir das angeguckt habe, hat mich das im ersten Schritt gewundert. Natürlich ist das so die einordnendste Folge von Grund auf. Ich habe mich gewundert, dass das so viele Leute hören, weil für uns sind ja die anderen Themen, die wir bisher gemacht haben, eher spannender würde ich sagen. Hat mich dann aber im zweiten Anlauf darüber nachdenken sehr glücklich gemacht, weil sich da eine Aussage ableiten lässt, was so unsere Zielgruppenerreichung und Hörerschaft angeht. Wenn Leute diesen Podcast hören, um zu erfahren, was EWM ist, dann sind das glaube ich keine Kollegen oder Kunden, die wir schon haben, sondern Leute, die sich mit der Thematik von Grund auf beschäftigen und dann haben wir viel richtig gemacht, was die Zielgruppenerreichung angeht.

Julian Bertram: Sehr gut.

Jan Hummel: Nette Überleitung für unser heutiges Thema, heute soll es darum gehen, Deployments, also Funktionsumfänge, unter denen man EWM betreiben kann, Lizenzmodelle ein bisschen Produkthistorie, Abgrenzung, wir werden mal ganz kurz einen Ausflug zum Thema Stockroom Management machen und den Begriff einordnen. Bevor wir da richtig einsteigen, Julian, unser EWM-ABC. Heute Folge 4, D wie Dekonsolidierung.

Julian Bertram: Danke für die super Überleitung, Jan. Dekonsolidierung, was ist das? Im EWM beschreibt der Dekonsolidierungsprozess eigentlich eine Aufteilung von einer Misch-Handling-Unit, also einer gemischten Palette, wie sie vielleicht vom Lieferanten im Wareneingang ankommt, über einen Arbeitsplatz, sodass ich am Ende des Tages aus einer Misch-Handling-Unit vielleicht sortenreine HUs erstelle, die dann ins Lager eingelagert werden. Diesen Prozess nennt man Dekonsolidierung, kurz umschrieben.

Jan Hummel: Perfekt. Das war mal ein sehr prägnantes ABC, sehr gut. Jetzt gehen wir ein bisschen in den Themenbereich Deployments rein. Mir fehlt gerade das deutsche Wort für Deployments.

Julian Bertram: Auslieferungsmöglichkeiten wahrscheinlich.

Jan Hummel: Auf welche Arten kannst du EWM einsetzen und betreiben lassen?

Julian Bertram: Ja.

Jan Hummel: Bevor wir damit starten, möchte ich einmal den Blick weiten über alle Lösungen, die die SAP im Bereich Warehousing im weitesten Sinne anbietet. Da würde ich einmal anfangen beim IM, Inventoring Management, Bestandsführung. Das, was wir SAPler unter der Lagerortebene verstehen. Ohne Lagerplatzverwaltung buchungsarm im weitesten Sinne, aber auch ohne viel Transparenz und Steuerungsmöglichkeiten für die Intra-Logistik.

Julian Bertram: Absolut. Und umfasst ja quasi auch nur eine Bestandsübersicht auf übergeordneter Ebene. Ich habe jetzt keine detaillierten Informationen über irgendwelche Lagerplätze o. Ä. wie ich es mit verschiedenen Warehouse Möglichkeiten oder Funktionalitäten im SAP-Umfeld erreichen kann.

Jan Hummel: Ja. Dann zweite Möglichkeit das Stockroom Management oder alt Warehouse Management (WM). Dazu sagen wir gleich nochmal ein bisschen mehr. An der Stelle sei gesagt, das WM gibt es noch bis 2025, dann ist das abgekündigt und dann gab es die Motivation der SAP zum Umstieg auf EWM als die strategische Lagerverwaltungslösung aus dem Hause SAP und dann hat aber der Markt gesagt „das schaffen wir bis dahin gar nicht“ und die DSAG hat sich hier sehr engagiert und hat einen Kompromiss gefunden mit der SAP und der heißt Stockroom Management. Da gehen wir gleich nochmal detaillierter drauf ein. Jetzt kommen wir eigentlich in den Kern, Julian, welche Deployments haben wir denn im Bereich EWM?

Julian Bertram: Wenn wir uns noch weiter im S4/HANA Enterprise Management bewegen, gibt es quasi noch zwei Auslieferungsmöglichkeiten, die eigentlich ähnlich zu betrachten sind, sich aber nur in den Funktionalitäten differenzieren und zwar zum einen das Embedded Basic EWM und zum anderen das Embedded Advanced EWM. Bedeutet quasi, wie früher das WM, kann man das quasi verstehen, dass es im S4 Core sozusagen verheiratet ist, ich habe jetzt irgendwie keine zweistufige Systemlandschaft oder ähnliches, sondern ich habe ein System, in dem quasi meine Lagerverwaltung integriert ist. Basic / Advanced deswegen, kommen wir wahrscheinlich gleich auch noch näher drauf zu sprechen, wo sich das eigentlich so lizenzmäßig differenziert.

Jan Hummel: Wir können an der Stelle schon mal ganz vorwegnehmen, Basic EWM tritt an mit dem Anspruch funktional das WM vollständig abzulösen und braucht keine zusätzliche Lizenz, also ist in der S4/HANA-Lizenz einfach drin. Advanced EWM ist sozusagen die Produktversion mit dem gesamten Funktionsumfang, wo die SAP aber sagt „hier leisten wir einen gesteigerten Mehrwert“ und deshalb lassen wir ihn im Rahmen einer eigenen Lizenz gesondert vergüten. Darüber hinaus?

Julian Bertram: Wir haben auch weiterhin die Möglichkeit das EWM wie es früher mit dem Dezentralen funktionell gegeben war, auszulagern und auf einer eigenen S4/HANA-Plattform zu betreiben. Diese dezentralen Szenarien sind immer dann interessant, wenn ich irgendwie eine Hochverfügbarkeit sicherstellen möchte, z. B. gerade bei so Automobilzulieferern ist das immer von hohem Interesse, dass ich auch logistisch weiterarbeiten kann, wenn vielleicht mein ERP-System abraucht, was man natürlich nicht hoffen will, aber das wäre tatsächlich so ein Anwendungsfall, wo man sich mal Gedanken drüber machen könnte, ob man das EWM auch dezentral betreibt auf S4/HANA-Plattform.

Jan Hummel: Kommen wir nachher nochmal drauf, was so Strategien angeht, was auch so Entscheidungsgrundlagen angeht. Dezentrales EWM, weil wir eben nochmal kurz über Lizenzen gesprochen haben, ist quasi immer advanced. Da nutze ich immer alles, muss auch alles bezahlen.

Julian Bertram: Wie früher auch.

Jan Hummel: Genau. Es gab in den letzten Jahren immer mal so Entscheidungsgrundlagen, so „wenn dies, dann das“. Das wird immer weiter aufgeweicht, ist so mein Eindruck, kommen wir gleich drauf im Kontext von Cloud, weil auch Latenzen eine Rolle spielen und Performance im Kontext von Hosting eine Rolle spielt. Früher hat man gesagt „wenn du Lagertechnik direkt anbindest mit MFS, mit Telegram-Verkehr, dann hast du viel Last auf dem System“ und dann hilft es schon alleine schon aus Performance-Gesichtspunkten das in ein eigenes System auszugliedern. Andersherum, wenn du das nicht hast und sehr integrierte Prozesse hast, dann hilft es vielleicht, die Embedded-Version zu nehmen, weil sich da einfach stärkere Integrationsszenarien denken lassen. Dann haben wir einen Effekt, ich glaube der ist unterschätzt, aber den muss man sich mal vergegenwärtigen, wir erleben das ja in den letzten vier Jahren, deshalb auch der Podcast, dass die SAP in dieses nicht neue Produkt EWM sehr viel Aufwand und Energie investiert, um es zu verbessern. Das bedeutet, dass ich vielleicht auch aus einem Grund von Releasewechsel-Thematiken, also ich habe viele Neuerungen, mindestens ein Release pro Jahr plus ein Feature Packstack und jetzt möchte ich den vielleicht für das EWM einspielen und möchte aber nicht immer so End-to-End durchtesten, sondern möchte so einen fokussierten Scope haben und nicht so eine riesen Testwelle regelmäßig erledigen. Dann kann ein dezentrales EWM dazu führen, dass man sagt „ich mache diesen Release-Wechsel nur für das System und lasse aber mein ERP unangetastet“. So ein Unabhängigkeitsgedanke im weitesten Sinne. Das ist auch ein Gedanke, den man da mitschweifen lassen kann, ob man jetzt dezentral oder embedded macht. Dann erschließt sich dieses neue Feld „Cloud“, private Cloud, public Cloud. Private Cloud ist ein dezentrales EWM, gehostet bei der SAP. Dezentrales Szenario. Public Cloud wiederum mit den... der englische Name geht mir gerade nicht von der Hand, aber mit diesen geführten Customizing-Apps im Fiori Launchpad, die es da gibt und etwas anderen Funktionsumfängen, Best Practices von der SAP usw., eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten was Erweiterungen angeht als sechste Deployment-Option und dann, um das Bild zu vervollständigen gibt es natürlich nach wie vor auch die Möglichkeit Non-SAP-Lagerverwaltungssysteme anzubinden (warum sollte man das tun, wenn man EWM haben kann? – kleiner Werbeblog). Ein bunter Blumenstrauß in Summe für die Zuhörer, die nicht mitgezählt haben, sieben Arten, Lagerverwaltung einzusetzen und wir kümmern uns eigentlich um vier davon, nämlich EWM, embedded oder dezentral. Embedded dann in zwei unterschiedlichen Lizenzausprägungen oder halt eben im Cloud-Umfeld. Lass uns mal eine Ebene tiefer gucken und nochmal kurz auf das Thema Stockroom Management eingehen. Ich erinnere mich an diverse Gespräche mit Interessenten oder Kunden, die da fragen „warum muss ich EWM machen? Warum soll ich das tun? Geht da nicht auch das WM? Das hat doch gut funktioniert“. Ich glaube dazu hilft eine Einordnung auf den Zeitstrahl. Wenn man sich anguckt, dass das WM schon richtig, richtig alt ist. Ungefährer Start 1990, dann ist das eine etablierte Lösung, aber sie ist auch ab 2006 nicht mehr weiterentwickelt worden. Das war zufällig der Startschuss vom EWM, d. h. ich habe zwar eine etablierte Lösung, aber eine die auch seit Ewigkeiten nicht mehr von Innovationen profitiert und weiterentwickelt wird, d. h., wenn ich eine State-of-the-Art-Lösung will, von der Softwarearchitektur her und auch vom Fokus des Herstellers mit dem Aufgreifen von Technologietrends usw., dann muss ich auf das EWM setzen. Dazu sei noch gesagt, Stockroom Management ist der Kompromiss der SAP, zu sagen „wir wollen, dass ihr alle auf die neue Lösung geht, weil wir uns irgendwann dieser Altlast im Support Case entledigen müssen“, aber weil die Zeitachse sportlich ist, taufen wir das Kind jetzt Stockroom Management, damit aber die Motivation hoch bleibt, schränken wir das WM, was richtig, richtig alt ist und lange nicht mehr weiterentwickelt wurde, nochmal funktional ein. Heißt, so Module wie Task und Ressourcen Management, also WM TRM, die LSR-Schnittstelle, Yard-Management, Cross Stocking, Wellenmanagement und das dezentrale WM werden einfach untersagt in der Nutzung. Da sagt die SAP: „Das nicht mehr. Ihr könnt Stockroom Management nehmen für kleine, einfache Läger, die nicht diese Module benutzen. Für alles andere müsst ihr auf EWM gehen.“ Wie kann man jetzt prüfen, ob mein WM, was ich vielleicht schon im Einsatz habe, Stockroom Management fähig ist, ich glaube das ist der richtige Sprachgebrauch, dafür gibt es ein Report. Das findet man im OSS von der SAP, da gibt es ein Report, den kann man einspielen und der sagt dann „pro Lagernummer grün, gelb, rot“. Grün heißt „du bist Stockroom Management fähig“, gelb ist „du hast zwar was gecustomized, was jetzt unter Stockroom Management nicht erlaubt ist, aber wir finden keine Belegdaten dazu, also nutzt du es offensichtlich nicht aktiv, kannst du so laufen lassen“ und rot ist „du hast was gecustomized, also z. B. Wellenmanagement, Liefergruppen und du benutzt das auch und das finden wir nicht in Ordnung“. Rote Meldung heißt „du musst auf EWM gehen“, das ist so die Aussage der SAP. Gleichzeitig, wenn ich auf den Zeitstrahl zurückgucke, Julian, ist ja EWM jetzt auch nicht jung. Schlappe 16 Jahre alt und ist auf einer eigenen Plattform gebaut worden, der SCM-Plattform und wenn wir es jetzt neu installieren, ist eigentlich der S4/HANA-Stack die Plattform, auf der wir es installieren. Sprich wir haben für das Thema EWM eine Art Migration, Deadline für alte EWMs auf der SCM-Plattform, die dann irgendwann migriert werden müssen auf die S4/HANA-Plattform. 2027 ist da die Zeitachse. Wir gucken jetzt erst einmal noch ins EWM rein und versuchen im EWM die Funktionsunterschiede mit Blick auf die Lizenzen zu klären. Dann versuchen wir nochmal hinzuleiten auf die Frage „lieber Interessent, lieber Kunde, wann machst du denn was und wie kommst du dahin?“. Der Blumenstrauß ist aufgefächert, man hat die Qual der Wahl, aber es gibt ja Hilfsmittel, um diese Wahl zu treffen. Julian, fang mal an, was ist so im Basic drin?

Julian Bertram: Grundlegende Funktionalitäten, gerade im Bezug zum Wareneingang, interne Prozesse und Warenausgang und auch gewisse unterstützende Funktionen kriege ich halt im Basic EWM schon mitgeliefert. Im Wareneingang ist das eine ganz normale Wareneingangsverarbeitung. Ich kann den eben im ABC angesprochenen Deko-Prozess, also Dekonsolidierungsprozess im Basic-Lizenzumfang mit abwickeln. Ich habe verschiedene Möglichkeiten, automatisierte Einlagerungsstrategien zu implementieren. Bei den lagerinternen Prozessen, verschiedene Nachschubszenarien, Inventur fällt mir da jetzt ad hoc ein, Verschrottungsprozesse. Im Warenausgang bin ich eigentlich auch recht breit aufgestellt mit verschiedenen Strategien, um Bestandsfindung zu erreichen. Das allgemeine Verpacken im Warenausgangsprozess kann ich auch bereits im Basic Umfang mit abwickeln. Dann gibt es halt noch ein paar prozessunterstützende Funktionen, die eigentlich auch mal recht interessant sind wie z. B. Ressourcenmanagement, wenn ich mit mobilen Endgeräten gerade auch arbeite im Lager, ist das immer recht interessant.

Jan Hummel: Machen wir wahrscheinlich auch mal eine eigene Folge zu zum Ressourcenmanagement.

Julian Bertram: Ja, ist schon sehr breit aufgestellt das Thema.

Jan Hummel: Und zum Thema Monitoring, ich glaube das ist die nächste Folge. Habe ich mir sowieso überlegt, wollen wir eigentlich nicht mal so eine Outline geben für Themen, die wir demnächst so angehen? Monitoring steht da ganz weit oben, weil es ein spannendes Thema ist.

Julian Bertram: Das interessiert auch jeden eigentlich.

Jan Hummel: Glaube ich auch. Ich würde es mal zusammenfassen, weil ich es eben schon so ähnlich gesagt habe, es soll das WM ablösen das Basic EWM und soll alles leisten, was da drin ist. Du hast es schon sehr ausführlich gesagt. Natürlich darüber hinaus auch alles, was integrative Aspekte angeht. QM-Integration, Produktionsintegration, Chargenabwicklung, Realnummernabwicklung und so coole Gimmicks, ich bin da nach wie vor ein riesen Fan von, Lagerungssteuerung. Prozess- und layoutorientiert haben wir schon in irgendeiner Folge mal drüber gesprochen. Mini-Prozesse abzubilden oder halt Wege durchs Lager abzubilden. Warum? Um Ressourcenwechsel zu ermöglichen, um Arbeitsteilung auch irgendwie zu fördern. Laufwege kurz zu halten usw. Dafür kann es genutzt werden. Das ist alles im Basic drin.

Julian Bertram: Ich glaube erfahrungsgemäß reicht der Basic Umfang auch schon für viele Mittelstandskunden aus. Wenn ich jetzt nicht gerade irgendwie besondere Anforderungen habe, wo wir jetzt sicherlich nochmal drauf zu sprechen kommen. Viele unserer Kunden sind auch im Basic Umfeld unterwegs und damit eigentlich auch gut bedient.

Jan Hummel: Ich finde auch den Beratungsaufwand für Basic sehr komplex. Gerade wenn ich an so Themen denke wie Strategien, also überhaupt erstmal den Move zu schaffen, weg zu kommen in der Operative von Kopfwissen. Wie viele Leute machen das noch so, dass die Lagermitarbeiter entscheiden, wo es hin soll. Oft genug ist das auch gut und richtig und praktikabel und super, aber wenn ich jetzt sozusagen mir vergegenwärtige, ich kriege eine State-of-the-Art-Lagerverwaltungslösung, dann kann die halt auch viel mehr. Dann kann die auf etablierten Regeln Lagerplätze finden und vorschlagen, Ressourcenmanagement, Arbeitsorganisation aktiv gestalten, das ganze Thema Lagerauftragserstellungsregel. Wenn man das gut berät, ich glaube da kann man für die operative Logistik viele Quick Wins einsammeln, für die es die Advanced oder Zusatzprogrammierung gar nicht braucht. Da ist schon viel drin.

Julian Bertram: Richtig, genau.

Jan Hummel: Was ist dann im Unterschied dazu in der Advanced Lizenz drin? Was sind sozusagen Aufbaumodule für die die SAP sagt „hierfür nehme ich nochmal einen extra Euro?“, weil er auch einen extra Mehrwert bringt?

Julian Bertram: Was mir in dem Zusammenhang eigentlich immer am Ehesten einfällt, ist alles was mit Ansteuerung des Materialflusssystems zu tun hat. Das EWM hat ja eine eigene MFS-Schnittstelle, um Telegram-Verkehr abbilden zu können und sobald ich eine direkte Anbindung an das EWM-System habe, befinde ich mich automatisch in der Advanced Lizenz. Das ist ein Klassikerfall. Ich habe auch verschiedene Möglichkeiten in der Basic Variante unterwegs zu sein, über eine externe Anbindung Lagerautomatik zu realisieren, aber sobald ich auf Materialflussebene unterwegs bin, Telegram-Ebene, bewege ich mich sofort im Advanced Umfeld.

Jan Hummel: Sollten wir nochmal eine extra Folge zu machen. Ich denke da an unsere Zwiebelschichten, das ist so ein EWM-Spezialthema. Auch mit der Frage „wann nutze ich diese Komponente und wann nicht?“, auch mit Blick auf die Frage „wann ist die Lizenz das wert?“. Ich glaube, dass die Lizenzfrage selten durch ein einziges Feature entschieden wird.

Julian Bertram: Was ist denn für dich eines der entscheidenden Kriterien?

Jan Hummel: Materialflusssteuerung auf jeden Fall auch. Ein weiteres ist Wellenmanagement. Das ist auch catchy. Wellenmanagement, um Wellen zu bilden, letzte Folge Belegfluss, wir wissen, ein Auslieferungsauftrag, dazu werden Lageraufgaben angelegt, um z. B. die Ware zu picken und dann werden die auf die Warenausgangszone gestellt und Warenausgang gebucht und fertig. Wellenmanagement ist eigentlich so ein Zwischenbeleg, wo nach verschiedenen Kriterien Auslieferungsaufträge reinlaufen in diese Welle und dann gesammelt on point freigegeben werden. Dann werden erst die Lageraufgaben angelegt und gehen in die Bearbeitung. Das kann man manuell machen, das kann man aber auch automatisieren, auch die Wellenfreigabe kann man automatisieren, wenn man z. B. sagt „15 Uhr ist cut off, für eine typische Welle brauche ich vielleicht eine Stunde an Kommissionierung und ich brauche nochmal eine halbe Stunde Verpacken und ich brauche nochmal eine halbe Stunde Puffer, dann habe ich so zwei Stunden, um diese Welle in Summe zu bearbeiten“, dann kann ich sagen „wenn 15 Uhr Cut off ist, dann muss ich spätestens um 13 Uhr anfangen“. Das befähigt mich dazu, meine Ressourcen effizienter zu steuern, weil wenn ich sage „ich kann mich darauf lassen, wenn die um 13 Uhr anfangen, dann werden die rechtzeitig fertig, dann können die bis 13 Uhr was anderes machen“. Ich kann auch meinen Nachschub darein takten. Da schwappt viel Prozessberatung mit, dass kann man damit verknüpfen.

Julian Bertram: Und großes Optimierungspotential sicherlich auch.

Jan Hummel: Jo. Was mir auch noch einfällt ist das ganze Thema Transporteinheiten. Insbesondere kommen wir zum Schluss nochmal drauf wegen der ganzen TM-Integration. Wenn ich sozusagen TM ausschöpfe und EWM damit verknüpfen will, dann bin ich bei Transporteinheiten im EWM, also will vielleicht einen LKW planen, der ist die Transporteinheit, will dann diesen LKW an ein Tor verplanen, wenn ich im Kontext vom Wellenmanagement meine Ressourcen besser steuere, will ich, dass die die Ware direkt an das Tor stellen. Dann will ich gegen diesen LKW vielleicht verladen. Da geht es nur noch um mehr Transparenz und mehr Steuerung. Das finde ich auch ganz spannend. Dann gibt es noch einiges mehr. Wir können ein paar Buzzwords abarbeiten, Lagerungsdisposition, Lagerreorganisation, also nach Regeln das Lager aufräumen. Im Übrigen die ABC-Analyse ist Basic. Da gilt es genauer hinzugucken, was möchte man eigentlich erreichen, mit welchen Mitteln macht man das, da gibt es große und kleine Lösungen für. Ich habe irgendwie gehört, dich treibt gerade das Thema Kitting um.

Julian Bertram: Ja genau. Spielt so ein bisschen mit in das Thema logistische Zusatzleistung rein. Wenn ich im EWM noch verschiedene Veredelungsprozesse durchführe, ich nehme beim Kitting-Prozess eigentlich immer das Beispiel von Amazon, ich gehe jetzt her und bestelle mir ein Wischer-Set, dann besteht dieses Set ja meistens aus einem Stab und einem Wischkopf. So ähnlich kann man sich das im Kitting-Prozess vorstellen. Die Komponenten werden einzeln vertrieben und liegen beide separat unter einer Lagernummer auf Lager. Erst wenn quasi eine Bestellung reinkommt oder irgendein Bedarf, gehe ich halt her und füge den Wischstab mit meinem Wischkopf zusammen und liefere dann das gesamte Paket an den Kunden aus. Das ist typischerweise ein Kitting-Prozess. Logistische Zusatzleistung ist eigentlich auch mal recht interessant. Vergleiche ich immer, so eine abgespeckte Version eines Fertigungsauftrags, wenn man das so sagen kann in der Logistik.

Jan Hummel: Musste ich bei Kitting aber auch schon dran denken gerade.

Julian Bertram: Das spielt ja darein. Du kannst es auch im Kitting-Prozess mit abbilden. Geht wahrscheinlich jetzt schon ein bisschen zu tief rein, aber LZL-Aufträge haben halt den charmanten Vorteil, dass ich gewisse Arbeitszeiten tracken kann, gewisse Aktivitäten vorgeben kann, was zu tun ist. Ist recht spannend, ist nicht für jeden was, aber gerade für Dienstleister, Großhandelsunternehmen ist das eigentlich immer recht interessant.

Jan Hummel: Ich glaube eingängig im Sinne von „das hilft dir gerade“, ist es, wenn ich bisher vielleicht gar kein PP im Einsatz habe, dann drängt es sich auf die Funktionalität im EWM zu etablieren, weil ich das ganze PP-Spektrum gar nicht aufmachen will, sozusagen. Andersrum, wenn ich ein Unternehmen finde, wo schon PP eingesetzt wird, dann ist so die Frage: „Nehme ich ein neues Modul mit rein oder löse ich es nicht auf eine andere Art?“. Da sind die Spielarten sehr breit gefächert.

Julian Bertram: Wir hatten ja mal einen interessanten Austausch zu dem Thema. Das haben wir ausführlich diskutiert, was da wann Sinn macht. Ist auf jeden Fall ein sehr breites Spektrum an der Stelle.

Jan Hummel: Ihr merkt auch, diese Advanced-Themen gehen stark in die Prozessoptimierung rein und die müssen aber besprochen werden. Da gibt es auch kein richtig und falsch. Ich denke noch an ein Thema, was mir in Deutschland noch nie untergekommen ist, aber in anderen Ländern ist das ein Thema, und zwar das Thema Arbeitsmanagement. Also Schichten planen, einzelne Menschen planen und auch tracken, also Leistung tracken als eigenes Modul. Spannend, aber kommt in Deutschland nicht so oft vor, glaube ich.

Julian Bertram: Habe ich noch nie angefasst.

Jan Hummel: Das Thema grafisches Lagerlayout mache ich jetzt gar nicht auf, das verschieben wir auf das Thema Monitoring. Ich habe das vor zehn Jahren in der Schule das erste Mal eingesetzt und habe mir mitgenommen „viel Stammdatenpflegeaufwand für ein nettes Layout und mehr nicht“, aber die SAP hat das Thema aufgegriffen und in ein anderes Tool geschmissen. Aber das machen wir im Thema Monitoring in der nächsten Folge. Jetzt haben wir Funktionsumfang besprochen in zwei Lizenzmodellen. Wir haben die Lösung einmal eingeordnet. Angefangen von Bestandsmanagement, IM-Lagerorte, gar keine Lagerplatzverwaltung über Stockroom Management. Müssen wir nicht weiter drüber reden. Wir konzentrieren uns auf das, was auch zukunftsfähig ist und Mehrwerte bringt und weiterentwickelt wird auch vom Hersteller. Ich habe letztens irgendwo gehört, auch für Cloud-Szenarien gibt es erste Feldstudien, die sagen, die Latenz ist so gering, du kannst sogar MFS nutzen mit einem Cloud Hosting Szenario. Da geht es schon um Vertrauen, weil wenn es einmal nicht klappt, dann ist es schon ärgerlich. Rein von der Technik her ist das irgendwie denkbar. Wie kommen wir jetzt dazu, wann empfehlen wir was? Dazu gibt es logischerweise und ich glaube das hat jeder verstanden, das geht nicht pauschal zu beantworten.

Julian Bertram: Schön wäre es. Leider in der Praxis nicht möglich.

Jan Hummel: Man kann schon einen Eindruck gewinnen, wenn man auf seinen Laden guckt, auf das, was man da tut, auf die Art und Weise wie man es tut. Dann kriegt man schon ein Gefühl dafür, ob man gerade eher so im Advanced-Spektrum ist, eher so daran kratzt oder eher so klar im Basic-Szenario ist. Auch da liegt der Teufel immer im Detail und wir haben eigentlich so drei Werkzeuge, wie wir dem versuchen, Herr zu werden. Eigentlich fahren wir immer gerne ganz am Anfang, wenn wir jemanden kennenlernen, der sich für das Thema interessiert, fahren wir gerne vorbei und gucken uns das Lager an. Das hilft uns auch ein Gefühl für die Abläufe zu kriegen. Ich finde man sieht auch immer Dinge, die sonst niemand erzählen würde. Gar nicht böse gemeint, sondern es sind einfach so Eindrücke.

Julian Bertram: Ich vergleiche das immer ganz gerne mit der Finanzbuchhaltung. In der Finanzbuchhaltung gibt es gewisse Regularien, die einfach eingehalten werden müssen. Da hast du vielleicht noch so ein paar Möglichkeiten nach links und rechts abzuweichen, aber in der Logistik ist kein Lager identisch. Die Physik ist immer anders, in jedem Lager und dementsprechend kann man das fast nie pauschal beantworten, wie jetzt was abzubilden ist. Ich habe da ganz andere Freiheitsgrade als z. B. in der Finanzbuchhaltung.

Jan Hummel: Gewisse Dinge, es ist mir häufiger schon in Produktivstarts passiert, vor Ort im Lager und dann macht jemand etwas, was gar nicht vorgesehen ist und sagt „ich habe hier eine Information gar nicht“ oder „der Barcode ist zu klein“ oder „ich hätte hier gerne einen Barcode, der würde mir das Leben erleichtern“. Das kriegst du auch so in der Granularität im Workshop nicht raus. Das ist auch schwierig, das zu liefern. Insofern: Standortbegehung, um einen Eindruck zu bekommen. Dann machen wir gerne auch Strategieberatung oder Roadmap-Beratung und zwar im Sinne von „was treibt dich, lieber Interessent, denn gerade sonst noch so um?“. Das zielt ein bisschen darauf ab, das richtige Timing zu finden, um sich mit dem Thema ernsthaft zu beschäftigen. Es hilft ja jetzt auch nichts, wenn man sagt „ich habe gerade zwei, drei, vier, fünf große IT-Projekte, die meine Mannschaft irrsinnig auslasten und jetzt schaffe ich mir noch ein zusätzliches drauf, weiß ich auch nicht warum“ und dann muss man den Aufwand kleinhalten, weil mehr nicht reinpasst, also von der Finanzplanung vielleicht her oder auch von der Ressourcenplanung und im schlimmsten Fall führt es dazu, dass man eine schlechtere Lösung versucht zu implementieren als die, die man hat. Dann versuchen wir schon diese Situation zu erkennen und irgendwie einen Weg zu finden, dem Thema angemessen viel Aufmerksamkeit und Zeit zu widmen. Angemessen von im Sinne „es muss einen Mehrwert stiften“. Ich finde IT-Lösungen müssen immer einen Mehrwert stiften, die sollen nicht zur Last fallen.

Julian Bertram: Und nicht zum Selbstzweck werden.

Jan Hummel: Genau. Wir haben ein Werkzeug, was diese beiden Aspekte gut verheiratet, das ist unser Digital Supply Chain Workshop, den vielleicht der ein oder andere Hörer auch schon mitgemacht hat, weiß ich jetzt nicht, würde mich freuen, wenn es dazu Feedback gibt. Und zwar ist es so, dass wir zum Interessenten hinfahren, ein zweitägiger Workshop oder 1 ½ tägig, kommt drauf an und der Grundbaustein ist am ersten Tag die Standortbegehung und ein Briefing-Gespräch im Sinne von: „Was sind meine Themen? Was sind Themen, die mich treiben?“ und mit dem Input können wir sehr zielgerichtet den zweiten Tag gestalten und genau auf die Themen eingehen, die von besonderem Belang sind und die Themen aussparen, die vielleicht schon bekannt sind oder gar nicht so relevant sind. Darüber kriegt man eigentlich auch ein ganz gutes Ergebnis im Sinne von „die Lizenz passt mutmaßlich besser zu dir als diese hier“. Aufstocken kann ich bei der SAP ja immer. Oder auch so Szenarien wie „ich habe hier einen Standort in einem anderen Land, der funktioniert ganz anders als bei mir hier zu Hause und da habe ich über meinen Standort hinweg ein heterogenes Implementierungsverhältnis“, weil ich sage „der eine Standort, der kriegt ein dezentrales EWM, der andere, weil es aber besser passt, kriegt ein Embedded-Szenario, weil das Lizenzmodell ja auch nach Items basiert“. Desto mehr Items, desto mehr muss ich bezahlen. Ein Embedded-Standort bspw. nicht in die Vermessung der Advanced-Standorte reinläuft. Es kann schon auch Sinn machen. Solche Feinheiten versuchen wir rauszuarbeiten und kriegen dann eigentlich immer eine ganz gute Roadmap und einen ganz guten Scope, den man dann auch im weiteren Verlauf ganz gut bewerten kann auch. Habe ich was vergessen bis hierhin? Haben wir was vergessen?

Julian Bertram: Ich glaube das war schon alles sehr ausführlich, was wir heute geliefert haben.

Jan Hummel: Netter Hinweis auf die Zeit. Dann ein ganz kurzer Exkurs, das Thema Transportation Management ist quasi von der Storyline sehr ähnlich. Da gibt es das LE-TRA-Modul im ECC. Das gibt es auch unter S4/HANA, das ist aber auch abgekündigt und die strategische Transportmanagementlösung der SAP ist das TM, das Transportation Management und das kann man dezentral betreiben. Dann kann man das aber auch Embedded betreiben und im Embedded gibt es auch wieder zwei Lizenzmodelle, die man fahren kann. Und weil das Thema ein bisschen speziell ist, haben wir dazu noch ein Add-On gebaut von der All for One, dazu aber lieber noch eine eigene Folge mit dem Frank.

Julian Bertram: Ich glaube das ist ganz interessant das Thema. Das treibt auch viele unserer Kunden eigentlich immer um. Glaube das ist sicherlich nochmal eine eigene Folge wert.

Jan Hummel: Wenn wir jetzt Aspekte offengelassen haben, dann schreibt uns gerne, Fragen dazu, die wir beantworten sollen, können oder die wir nochmal detaillieren sollen. Ansonsten, Julian, wir sind durch?

Julian Bertram: Ein bisschen länger als sonst, aber ich glaube es war angemessen.

Jan Hummel: Dann waren wir schon halb im Outro drin. Gerne Hörerfeedback geben, Impulse setzen für Themen, die euch da draußen besonders interessieren. Deep Dives oder irgendeine Form von Feedback per Mail jan.hummel@all-for-one.com, julian.bertram@all-for-one.com oder deflef.helms@all-for-one.com oder auf LinkedIn oder sonst wo, ist uns egal. Schreibt uns einfach.

Julian Bertram: Die bekannten Kanäle.

Jan Hummel: Der Hinweis auf die Workshop-Angebote, wir haben heute den Digital Supply Chain Workshop erklärt, da gibt es noch eine ganze Menge mehr. Checkt das aus auf all-for-one.com und Stay tuned bei unseren LinkedIn-Inhalten. Da wird es demnächst hoffentlich noch ein bisschen lauter. In diesem besten Sinne. Schöne Grüße aus Dortmund und bis bald.

Julian Bertram: Macht es gut, bis demnächst.

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